Haaner Modell


Warum das Haaner Modell?
Vor einigen Jahren sagte unser verstorbenes Mitglied, Hugo Koch, dass wir in Sachen Varroa andere Wege gehen müssen. Grundlage des Modells beschreibt eine Brutpause, die zur Bekämpfung der Varroa genutzt werden sollte. Diese Grundidee wurde in den folgenden Jahren durch praktische Ergebnisse immer weiter verbessert, so dass wir heute ein kompaktes Modell stehen haben. Die größten Probleme in der deutschen Imkerei allgemein gesehen, verursacht die Varroa. Ein weiteres Problem ist die Schwärmerei mit allen negativen Folgen. Dies alles kann zur Folge haben, dass Krankeitsbilder bei den Bienen verstärkt auftreten. Um all’ den Problemen wirksam entgegentreten zu können, beschreiben wir nun die Brutpause, die auch gleichzeitig ein Gesundbrunnen für das Bienenvolk bedeutet. Unsere praktischen Erfahrungen sind so überzeugend, dass wir uns entschlossen haben in der Buckfastzeitung darüber zu berichten. Insbesondere deswegen, weil im Herbst 2014 im Buckfast-Forum von erheblichen Völkerzusammenbrüchen in der deutschen Imkerei berichtet wurde. Das Modell erfordert aber eine gute Planung und Organisation, damit alles gelingt.

Wir starten einfach am 30. Juni und bereiten einen Anbrüter vor, mit entsprechend vielen Zellen, die noch nicht belarvt sind. Ein Zuchtvolk von allerbester Abstammung steht zur Verfügung und zum gegebenen Zeitpunkt wird umgelarvt. Wenn möglich nur aus jungfräulich bestifteten Brutwaben, so wie Paul Jungels bei der Züchtertagung 2014 in Neuenstein/Aua sagte, die Kinderstube soll sauber sein.
Nun zum Anbrüter: Wir nehmen von einem starken Volk den obersten Honigraum ab, entnehmen zwei Honigwaben und geben dafür zwei Zuchtrahmen mit entspr. vielen vorbereiteten Zellen. – Bild 1 - Das Altvolk wird weggesetzt und der Honigraum an dessen Stelle. Von dem Altvolk werden noch Pflegebienen in den Honigraum abgestoßen. Nach 3 Stunden bekommt der so vorbereitete Anbrüter seine Larven. – Bild 2 -
Es versteht sich von selbst, dass der Anbrüter nur für 24 Stunden gedacht ist. Am nächsten Tag läuft unsere Aktion an. Hierzu haben wir ein Ablaufschema erstellt, wo alle Arbeiten dargestellt sind. – „Haaner Modell“


                Bild 1

                Bild 2


Am 4. Tag (16 Tage von Ei bis zur Königin), d. h. ein Tag nach dem Starten des Anbrüters  -Bild 3 -, werden in den Völkern vormittags die alten Königinnen entnommen und gleichzeitig evtl. vorhandene Weiselzellen entfernt. Die Völker werden wieder zusammengestellt . Nach ca. 3 Stunden fahren wir mit unseren angebrüteten Zellen wieder zu den Völkern und geben jedem Volk eine oder mehrere Zellen oben zwischen die Oberträger.  – Bild 4  und Bild 5 -


        Bild 3

        Bild 4

        Bild 5


Am 8. Tag werden die Zellen gedeckelt und die überzähligen Zellen bekommen Schutzkäfige. Wenn keine Tracht mehr zu erwarten ist, werden bei dieser Aktion Bienenfluchten gesetzt und der Honig wird 1 bis 2 Tage später abgeholt. Mit den Bienen, die unter der Bienenflucht sitzen, kann man bei dieser Gelegenheit wunderbar einen Ableger als Kunstschwarm mit einer überschüssigen Zelle erstellen.   
Am 15. Tag werden die Zellen mit den Schutzkäfigen entnommen und auf evtl. Ableger verteilt, so dass nur eine Königin  im Volk schlüpft. Am 16. Tag haben wir in allen Völkern eine Jungkönigin, die unter optimalen Bedingungen aufgezogen wurde.

Wenn 3 Wochen nach dem Start vergangen sind, schlüpft die letzte Brut der alten Königin, Drohnen brauchen noch 3 Tage länger. Bei dieser Gelegenheit können wir sehr gut Altwaben entnehmen, restliche Drohnenbrut aufreißen und an Stelle der alten Waben Mittelwände geben.  Nun beginnt auch eine Woche, wo keine verdeckelte Brut mehr in den Völkern ist und die Varroa keine Versteckmöglichkeit im Volk hat. Die Gelegenheit ist günstig, nun die Varroa zu bekämpfen.
Zur Varroabekämpfung nehmen wir ApiLifeVAR oder die Oxalsäureverdampfung. Es wird keine Ameisensäurebehandlung vorgenommen, um die junge Königin, die vielleicht gerade begattet oder schon in Eilage ist, nicht zu gefährden.  – Bild 6 -
Wenn Honigräume entnommen worden sind, ist es natürlich erforderlich die Völker zu füttern, egal was für ein Wetter oder Tracht ist. Normal geben wir zu dieser Jahreszeit (Juli) ein Paket 15 kg Apifonda. Die so behandelten Völker entwickeln eine unglaubliche Vitalität. Im Jahr 2014 haben wir erlebt, dass mehrere Völker 15 kg Apifonda  innerhalb von 10 bis 12 Tagen in Winterfutter umgearbeitet haben. Weitere Behandlungen sind notwendig, wenn die Reinvasion von Varroa gegeben ist. In unserer Gegend haben wir einen sehr starken Besatz von Bienenvölkern. Die Fütterung wird weitergeführt und bei uns in Haan gilt die Regel, dass die Völker Ende September (Haaner Kirmes) aufgefüttert sein sollten, d. h. die Völker werden mit einer Kofferwaage rechts und links gewogen. Das Gesamtgewicht – ohne Abdeckung – sollte 45 kg betragen.
Weitere Varroabehandlungen können notwendig werden, dies sieht man aber wenn man Anfang Oktober nochmals eine Oxalsäurebehandlung durchführt. Dies wurde 2014 erforderlich, da die Reinvasion sehr stark war. Die Völker wurden nicht kontrolliert, aber man sah am Flugverhalten, dass die Völker Top in Ordnung waren. Bei einigen Völkern haben wir aus Neugierde nachgeschaut und waren angenehm überrascht, was für tolle Jungköniginnen in den Völkern vorhanden waren.  – Bild 7 –
In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass die so behandelnden Völker im nächsten Jahr super Leistung erbrachten und darüber hinaus keine Schwarmstimmung zu verzeichnen war. Eine Einengung der Bienenvölker wird bei uns nicht vorgenommen. Vor allen ist dies sehr wichtig bei der Beurteilung von Königinnen, die evtl. zur Zucht weiter benutzt werden sollen. Hierbei ist erforderlich, dass die Königinnen ihre volle Leistungsfähigkeit (12 Waben) unter Beweis stellen können und müssen.
Zum Abschluss möchte ich darauf hinweisen, dass diese Königinnen naturbelassen aufgezogen wurden, nicht gekäfigt, kein Versand und kein Zusetzen  in fremde Völker. Die Königinnen werden in ihrem eigenen Volk aufgezogen. Die größte Gefahr bei jungen Königinnen ist das Zusetzen in Ablegern oder fremden Völkern. Hierbei gehen die meisten Königinnen verloren oder werden geschädigt.
Nun wünsche ich den Imkern, die sich mit diesem Modell beschäftigen möchten, unglaublich viele Honigräume sowie viel Spaß und Freude.
Das neue Honigjahr kann kommen!!!   - Bild 8 –

H.H. Lieske
BZV Haan e. V.
Lilienthalstraße 35
42719 Solingen
Telefon: 0212-311774
E-Mail: hh.lieske@versanet.de


        Bild 6

        Bild 7

       Bild 8


Bienenzuchtverein Haan e. V.

Königinnenerneuerung mit integrierter Varroose Behandlung

Die Edelmaden werden einen Tag vorher (30.06.) über den Anbrüter (Starter) 24 Std. angebrütet.

4. Tag

Start 01.07. alte Königinen entnehmen, z.B. 10 Uhr,
3 Stunden später Edelmaden einhängen pro Volk mind. 2 bis 3 Zellen

3. bis 8.
Tag Völker abschleudern

8. Tag
Zellen in Schutzkäfig

15. Tag
Schutzkäfige entfernen, überzählige Zellen auf Mini Plus verteilen

16. Tag
Königinnen schlüpfen

21. Tag
Restbrut schlüpft, alte Waben entnehmen, Drohnenbrut aufreißen, Mittelwände geben

24. Tag
junge Königin geht in Eilage

35. Tag
neue Brut wird gedeckelt

22. bis 34. Tag
Varroabehandlung durchführen
mit Oxalsäureverdampfung oder ApiLifeVar,
keine Ameisensäure um die junge Königinnen nicht zu gefährden

Diese Version ist gut durchführbar.
Wenn die junge Königin in Eilage ist, wird sie gezeichnet. Gleichzeitig werden alte Waben entnommen und durch Mittelwände ersetzt. Die Mittelwände werden von der Königin in das Brutnest mit einbezogen, denn jetzt wird auch mit der Einfütterung begonnen, d. h. Einfütterung mit 15 kg Apifonda oder flüssig. Die Sommerbienen sollen sich abarbeiten und ein ständiger Futterstrom garantiert ein grosses Brutnest.
Die neue Brut wird zu fast 100 % milbenfrei aufgezogen. Die nächsten Behandlungen können nach Bedarf jederzeit durchgeführt werden.
Wenn die Reinvasion niedrig ist, kann man auf die Oktoberbehandlung verzichten.
Dies setzt aber auch voraus, dass die Varroen wirklich ausgezählt werden. Diese Völker sind im Oktober stärker als die Altvölker  im Juli.
Die so behandelten Völker zeigen im kommenden Frühjahr eine ausgezeichnete Volksstärke und Vitalität und können auch noch für eine Spättracht eingesetzt werden.
Keine Schädigung der jungen Königin durch das Schlüpfen im Käfig, durch den Transport oder dem schwierigsten Teil "dem Zusetzen".
Wir haben für das nächste Jahr gesunde starke Völker mit Königinnen von höchster Qualität.